Finnland
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 Finnland  (Juni 2008)

 

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Wenn man mit der Viking-Line von Tallinn nach Helsinki fährt, dann gewinnt man einen ersten sehr schönen und auch maritimen Eindruck von Helsinki. Man fährt sehr direkt an Suomenlinna, einer der größten Seefestungen der Welt, vorbei und kann gut nachvollziehen, warum diese alten Wehranlagen UNESCO-Weltkulturerbe sind.

 

Außerdem macht die Fähre am Skatuddskajen fest, mit Blick auf den Marktplatz, die alte Markthalle, das Rathaus, den Dom und die Uspenski-Kathedrale. So hat man einen ersten Überblick über sehr viele der Sehenswürdigkeiten des historischen Teils der Hauptstadt Finnlands.

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Uspenski-Kathedrale

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Das neoklassizistische Ensemble um den Senatsplatz aus Dom, Regierungspalais, Universität und Nationalbibliothek ist schön, weil sehr harmonisch. Allerdings haben wir noch nie so viele Besucher mit betretenen, erschrockenen oder enttäuschten Gesichtern beim Eintritt in eine Kirche gesehen wie im Dom von Helsinki.

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Der Dom von Helsinki

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Präsidentenpalais und Rathaus können im Vorbeigehen angesehen werden, dafür lohnt sich ein Besuch in der alten Markthalle vor 14:00 Uhr. Hier gibt es alle skandinavischen Köstlichkeiten zu sehen, zu kaufen oder auch zu essen, natürlich zu einem Lapin Kulta Premium.

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Die alte Markthalle

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Der Bummel über die Esplanaden mit Abstechern in die Seitenstraßen macht Freude.

Die Felsenkirche ist aufgrund ihrer Einzigartigkeit einen Besuch wert, die Finlandia-Halle und das Parlament sind weniger reizvoll.

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Die Felsenkirche

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Ein guter Überblick über Helsinki lässt sich sehr schnell gewinnen, denn das Sehenswürdigkeiten-Angebot ist überschaubar. Dabei hat das relativ kleine Helsinki durch das viele Wasser und durch den Mix aus historischen Bauwerken und gewagten modernen Konstruktionen einen ganz eigenen Hauptstadt-Charme.

 

Nach Helsinki interessieren uns die Schären um Turku.

 

Schären, diese von der Eiszeit glatt gehobelten Granitinseln, kann man bereits bei der Fahrt mit der Fähre von Tallinn kommend bewundern, denn die vorgelagerten Inseln Suomenlinnas sind Schären. Helsinki selbst ist auf Schären gebaut, das kann man sogar in der Innenstadt erkennen, und die Felsenkirche in Helsinki ist in den Schärengranit gesprengt.

 

Auf der Fahrt von Helsinki über Ingå (Inkoo) nach Ekenäs (Tamisaari) sieht man aufgrund des Bewuchses auch dann nahezu nichts von den Schären, wenn man „über die Dörfer“ fährt.

 

Ingå hat eine nette Marina, eine schöne, schlichte Feldsteinkirche, ein „skandinavisches“, d. h. nüchternes, auf Logistik konzentriertes, Zentrum und sonst wenig zu bieten.

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Die kleine Feldsteinkirche von Ingå

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Ekenäs dagegen ist größer, hat einen Markt, schöne Marina-Anlagen mit Schärenblicken und neben einer schönen Kirche auch Parkanlagen in denen es sich bummeln lässt. Einen gemäß Reiseführer „der idyllischsten Orte in Südfinnland“ haben wir allerdings nach unserem Eindruck nicht gesehen.

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Ekenäs

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Auf der Fahrt durchs Land wird immer wieder deutlich, dass dieser Teil Finnlands aufgrund der Geschichte sehr stark von Schweden beeinflusst ist. Es gibt sogar Gemeinden, die rein schwedisch-sprachig sind, und die Beschriftung ist überall zweisprachig. Man sieht den Schwedeneinfluss auch an den in Schweden-Rot gestrichenen Holzhäusern und Hütten, die so gut in die vielfältig grüne, leicht hügelige und felsige Landschaft passen. Im Vergleich zu Teilen des Baltikums kann man hier gut erkennen, was ein paar Eimer Farbe ausmachen können.

 

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Immer wieder hübsche Blicke

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immer wieder Lupinen am Straßenrand

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Turku gibt sich viel Mühe und hat eine sehr hilfreiche „5-Sterne“-Tourist-Info.

Finnland hat überhaupt eine gute touristische Infrastruktur und sehr informative Reiseunterlagen, außerdem ist der Internetzugang in den Bibliotheken und in manchen Tourist-Informationen frei.

Der Innenstadtbereich um den Marktplatz ist weniger attraktiv, dafür sind der Dom und seine Umgebung sowie Teile der Ufer des Aurojoki sehenswert.

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Der Dom in Turku

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Dass die Universitätsstadt Turku bis 1812 das geistige und administrative Zentrum der schwedischen Provinz Finnland war, ist aufgrund der sehr wechselvollen Geschichte und vielen Schicksalsschlägen heute nicht mehr so recht zu erkennen. Es ist für die Stadt sicher sehr vorteilhaft, dass sie 2007 zusammen mit Tallinn zur europäischen Kulturstadt des Jahres 2011 gewählt wurde.

 

 

Das Schären-Archipel westlich von Turku bietet grandiose Natur.

Die Tour auf dem „Rund-Vägen“ über Kaarina, Parainen, Lillmälö, Nauvo, Korpo, Houtskär und – wenn man will – weiter über Iniö, Kustavi, Naantali zurück nach Turku, ist wirklich die Mühen wert. Die finnischen Schären kann man in ihrer Vielfalt kaum besser erleben. Darüber hinaus sind die meisten Fähren kostenlos und die Wartezeiten relativ gering. Die Überfahrt von Galtby auf die einzige rein schwedischsprachige Insel Houtskär dauert z. B. 30 Minuten und gibt einen guten Einblick in die Schären-Welt vom Wasser aus.

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Schäreneindrücke

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Nach der Erkundung des Schären-Archipels wollen wir uns Westfinnland noch genauer anschauen.

 

Naantali  ist eine idyllische Kleinstadt an den Schären mit einer schönen Holzhäuser-Altstadt – die zum großen Teil unter Denkmalschutz steht – und einer schmucken Marina. Die Feldsteinkirche von 1462 liegt auf einer Anhöhe und von hier hat man einen schönen Blick auf den Bootshafen und die Altstadt. In Naantali kann man herrlich bummeln und es sich gut gehen lassen.

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Naantali

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Auf dem Weg nach Norden entlang der Schärenküste kommen wir durch Uusikaupunki, ein kleiner Ort mit kleinem touristischem Angebot und sonst wenig Charakter. Noch nicht einmal der Fischhändler auf dem schwach besuchten Markt hat den Lachs, den wir suchen.

Dafür kann man 10 km nördlich von Uusikaupunki einen sehr lohnenden Abstecher nach Pyhämaa machen. Man fährt durch sehr schöne Landschaft an den Schären und kann die innen völlig bemalte Opferkirche von 1667 besichtigen – von der Geburt Christi bis zur Ausschüttung des Heiligen Geistes kann man rundherum die biblische Geschichte nachvollziehen.

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Die kleine Holzkirche von Pyhämaa

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Wenn man die Straße weiterfährt, kommt man am Ende an einen Steg in einer idyllischen kleinen Bucht; Einsamkeit, Ruhe, herrliche Landschaft: Entspannung und Freude pur!

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Hier ist es schön!

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Rauma hat eine ca. 30 ha große Altstadt. Die 600 Gebäude aus dem 16. bis 19. Jahrhundert stellen das größte geschlossene Holzhausareal Skandinaviens dar und sind Weltkulturerbe. Deswegen wundert es, dass in vielen dieser alten Gebäude um das alte Rathaus herum die moderne Geschäftswelt eingezogen ist. Das stört das Bild erheblich.

Von Rauma waren wir deswegen nicht begeistert.

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Rauma hat aber auch schöne Straßenzüge

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Und unser Übernachtungsplatz in Rauma war wunderschön!

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Tampere und Lahti gehören zu den 10 größten Städten Finnlands.

 

Tampere mit seinen vielen Seen im Stadtgebiet hat eine Industriegeschichte, das ist auch in der Innenstadt deutlich zu sehen.

Die alten Fabrikgebäude, die heute anderweitig genutzt werden, geben der Stadt teilweise ein düsteres Bild. Mit dem Rundgang sind wir schnell fertig, die alte Kirche, das Rathaus, die Markthalle und das Theater sind nichts Besonderes, die Alexanderkirche ist geschlossen, die Geschäftsstraßen wirken etwas trostlos und das Angebot ist nicht schick. Auch am Samstag um die Mittagszeit gibt es kein buntes Treiben. Die Cafés sind steril und in den Gaststätten wird nur Bier, aber keine kleinen Gerichte angeboten. Gaststätten mit finnischem Angebot findet man kaum, dafür Fast-Food-Ketten überall. Restaurants sind selten und mindestens so teuer wie überall in Europa und scheinen deswegen schlecht besucht.

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Tampere

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Lahti

 

 

Lahti, die Sportstadt mit den großen Sprungschanzen ist am Samstag gegen 15:30 Uhr schon ziemlich ausgestorben. Das ist auch nicht verwunderlich, denn die Geschäfte schließen um 15 Uhr und der Innenstadtbereich lädt nicht zum Bummeln oder zum Verweilen ein. Die Straßen sind charakterisiert durch Beton-Wohnblocks, die Geschäfte haben ein eher hausbackenes Angebot. Rund um den Marktplatz ist es nicht schön. Das Rathaus wird als „markantes Schmuckstück“ beschrieben, ist aber alles andere als schön.

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Das Rathaus in Lahti

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Die moderne Kreuzkirche von 1978 ist interessant, in ihrer Sachlichkeit, Schmucklosigkeit, Geradlinigkeit und Helligkeit im Inneren.

Sehenswert ist auch die Stadtbücherei neben dem ebenfalls eine „neue“ Architektur repräsentierenden Stadttheater. Der Architekt Arto Sipinen hat die Bibliothek in einem offenen System gestaltet, völlig ohne trennende Wände.

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Die Bibliothek in Lahti

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Beide Städte haben uns vom Stadtcharakter und –bild weniger gefallen. Aber in Tampere und Lahti kann man durchaus Typisches für Finnland – nach unserem bisherigen Eindruck – erkennen: Nüchternheit, Funktionalität und Rationalität zu Lasten der Gemütlichkeit, der Schönheit und manchmal auch des angenehmen Lebensgefühls. In solchen Städten fühlt man sich einfach nicht richtig wohl. Dazu kommt, dass die Finnen auf uns eher zurückhaltend, manchmal etwas mürrisch, zumindest aber wortkarg wirken. Wir wurden allerdings immer freundlich behandelt.

 

 

Wer auf den großen Straßen, z. B. 4, 5, 14 von Lahti über Mikkeli nach Savonlinna fährt, sieht auch Typisches für Finnland, Birken gemischt mit Nadelhölzern, viele unterschiedliche Grüntöne und unendlich viele Elchwarnschilder und Radarmessgeräte. Das ist aber zu wenig, wenn man „Seenfinnland“ kennenlernen will.

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Immer wieder schöne Seeblicke im Saimaa-Gebiet

 

Man muss die kleinen Straßen z. B. am Ostufer des Päijänne-Sees nach Sysmä oder von Mikkeli über Anttola, Puumala und Suvalka am Nordwestufer des Saimaa-Sees nehmen, wenn man wunderbare Seenlandschaft mit malerischen Ufern und idyllischen Häusergruppen am See nicht verpassen will. An diesen Straßen durch die Saimaa-Seenplatte fährt man von einer See-Idylle zur anderen.

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Da fällt mir der Spruch ein: „Wenn ich einen schönen See seh´, brauche ich kein Meer mehr!“ In dieser wunderschönen Gegend könnte man von der Richtigkeit des Spruches überzeugt werden, wenn man will.

 

Savonlinna selbst ist als Stadt wenig attraktiv, ist aber schon wegen Finnlands schönster Burg, Olavinlinna, besuchenswert.

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Olavinlinna

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Eigentlich wollen wir von Savonlinna nach Nordkarelien. Das geht natürlich nicht, ohne den 7 km langen, schmalen Moränen-Höhenzug Punkaharju zwischen den Seen Puruvesi und Kokonselka zu besuchen. Es gibt eine alte Straße (Harjutie) und die neue Straße, so dass man die sehr schönen und teilweise atemberaubenden Postkartenansichten dieses schönen Teils Finnlands aus zwei Perspektiven genießen kann.

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Auf dem Punkaharju

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Der kleine Ort Kerimäki ist wegen der überdimensionierten und auch ungewöhnlichen Holzkirche einen Besuch wert. Die Kirche wurde von Bauern in Eigenarbeit (3 Jahre) errichtet, die die Architektenunterlagen statt in Fuß wohl irrtümlich in Metern umgesetzt haben. Die Kirche des sehr kleinen Ortes hat nun 3400 Sitzplätze!

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Der "Schildbürgerstreich" von Kerimäki

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Die Fahrt auf kleinen Strecken über Savonranta durch die Seenlandschaften nach Joensuu kann man empfehlen, herrliche Natur und der Mensch versucht, sie durch Idyllen noch schöner zu machen.

 

Joensuu, die Universitätsstadt in Nordkarelien, macht einen sehr provinziellen Eindruck. Der Bereich um den billig bestückten Markt, einschließlich des Rathauses mit dem Stadttheater sind wenig reizvoll. Beeindruckend ist die orthodoxe Nikolauskirche mit einer schönen Ikonostase.

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Die Nikolauskirche...

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...und die Utra-Kirche von Joensuu

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Es ist auch interessant, durch die Außenbezirke zur Utra-Kirche – einer der wenigen Blockhauskirchen mit senkrechter Balkenanordnung – zu fahren, denn hier wird Joensuu nach der Beton-Tristesse der Innenstadt plötzlich schön. Hier leben die Joensuuer in verstreuten, schmucken und farbigen Holzhäusern aufgelockert in Birken- und Kiefernwäldchen. In der Stadt halten sich die meisten Finnen offenbar nicht so gerne auf, deswegen interessiert sie die Behaglichkeit und die Lebensqualität in der Stadt wohl auch nicht sonderlich.

 

 

Lieksa ist eine nette kleine Stadt am sehr schönen Pielinen-See, die sich um guten Touristenservice und auch um ein schönes Stadtbild bemüht. Sehr sehenswert ist die neue lutherische Kirche von 1982 in einem schönen Friedhofpark. Die Kirche besticht durch ihre Schlichtheit, Helligkeit, Akkustik und Schmucklosigkeit. In der Saison führen Schüler , die im letzten Jahr des Gymnasiums sind, oder junge Studenten sachkundig und in gutem Englisch in die architektonischen Ideen und Vorstellungen ein. Das ist ein sehr feiner Service und für die jungen Leute ein prima Ferien-Job, bei dem sie ihre oft sehr guten Fremdsprachenkenntnisse anwenden können.

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Kontraste: die moderne und die alte orthodoxe Kirche im Friedhofspark von Lieksa

 

 

Dass das Städtchen Nurmes der wirtschaftliche und kulturelle Mittelpunkt Oberkareliens ist, erschließt sich dem Besucher nur schwer. Die lutherische Kirche ist zu, der Hafen ist so klein, dass man ihn kaum findet. Das Altstadtviertel Puu-Nurmes mit den wenigen, aber schönen Holzhäusern ist winzig. Der Markt hat an einem Mittwoch um 11 Uhr nur ganz vereinzelte Anbieter und karelische Piroggen bekommt man hier auch nicht, sondern nur Fast-Food. Einen „Vorposten der Zivilisation“ inmitten der karelischen Wälder stellt man sich anders vor. Bemerkenswert sind allerdings die Birkenalleen und der Golfplatz soll herrlich sein.

 

Kuhmo hat 12 000 Einwohner und ist mit 5.500 km² die flächenmäßig größte Stadt Finnlands. Auch für Kuhmo gilt, dass das Wesentlichste die schöne, natürliche Umgebung und die vielen Seen und Wälder im Stadtbereich sind, denn die kulturellen Sehenswürdigkeiten wie die Kuhmo-Kirche und die Bibliothek, als ein weiteres Beispiel der neueren Finnland-Architektur sind schnell besichtigt. Nach Finnland fährt man ja auch nicht wegen der Kulturdenkmäler, sondern wegen der grandiosen Natur und natürlich auch wegen der Sauna, die man auf ursprüngliche Weise genießen kann. Man braucht nur die Hütte, den Ofen mit genug Holz und einen See.

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Zweimal Sauna...

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Kajaani, die wichtigste Stadt der Region Kainuu, hat einen quirligen Innenstadtbereich mit großem kommerziellem Angebot. Auch wenn für urbanes Wohlbehagen nicht gesorgt ist, fühlt man sich wie in einer ´normalen´ Stadt. Bei der Stadtbesichtigung fällt die lutherische Kajaani-Kirche von 1896 in karelisch-neugotischem Stil ins Auge. Auch im Inneren ist die Holzkonstruktion ungewöhnlich und deswegen sehenswert. Bemerkenswert sind die sehr gut gepflegten und blumengeschmückten Soldatenfriedhöfe in Anlehnung an die finnischen Hauptkirchen. Hier zeigt die finnische Bevölkerung immer wieder ihre Achtung für die finnischen Soldaten und ihre Tapferkeit in den großen europäischen und Weltkriegen.

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Einer der vielen gepflegten Soldatenfriedhöfe (hier in Ingå)

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Die gewundene Kekkonen-Säule in Nachbarschaft zur Kirche stellt einen Kontrast dar.

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Die Ruhe am Oulu-Järvi-See ist wohltuend. Je weiter man nach Norden kommt, desto stärker wirken sich Mücken aus. Deswegen muss man sich um Ruhe teilweise wirklich bemühen.

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Niederländer in mückenfreier Umgebung

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Puolanka und Suomussalmi in der Oulu-Region sind typische nordskandinavische Ortschaften/Kleinstädte mit dem Nötigen zur Versorgung der Bevölkerung. In allen größeren Orten gibt es Supermärkte, teilweise auch deutsche Ketten, mit internationalem Angebot. Wenn man nach landestypischen Produkten, die in Reiseführern genannt sind, sucht, findet man nur weniges davon, dafür sind alle gängigen Produkte aus Europa zu haben. Und wenn etwas Finnisches angeboten zu werden scheint, versteht man es nicht, weil diese Sprache einfach nicht eingängig ist und die Begriffe sich nur schwer merken lassen.

 

Bei der Fahrt nach Norden in die Kuusamo-Region ist es – ausnahmsweise – gut, die schnelle E 63/A 5 zu nehmen, denn sie führt durch eine landschaftlich schöne Gegend mit zunehmendem Tundra-Charakter und man kann sogar – mit Glück – Rentiere und Elche sehen.

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Wer findet im Foto auch das zur Elchkuh gehörende Kalb?

Wir hatten dieses Glück, bezeichnenderweise auf Streckenabschnitten, wo weder vor Elch noch Rentier gewarnt wurde. Ungewöhnlich an diesem Abschnitt der E 63/A 5 ist auch, dass man sehr häufig von der Straße aus schöne Seeblicke hat. Und die kann man auch auf großen Straßen genießen, weil die finnischen Autofahrer sehr rücksichtsvoll und diszipliniert sind.

 

An der A 5 nördlich von Suomussalmi betreiben junge Finnen mit vielen guten Ideen und viel Enthusiasmus ein Café/Field-Coffee. Der Kaffee aus Pappbechern ist nicht so gut, dafür aber das Kunstwerk „Das Stille Volk“ auf dem Feld neben dem Café. Eine Vogelscheuche mit Torf-Kopf ist jetzt mit einem meiner Hemden „geschmückt“.

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Das stille Volk

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Kuusamo gegen 15 Uhr an einem Mittwoch ist zunächst ein kleiner Schock, denn nach so viel karelischer Einsamkeit überfällt uns plötzlich dichter Straßenverkehr. Das Zentrum dieser Stadt dient ebenfalls ausschließlich der Versorgung und nicht dem Wohlbefinden.

Bemerkenswert ist immer wieder die Weitläufigkeit und der viele Platz, den die Menschen hier für ihr Leben verfügbar haben.

Kuusamo ist aber als Reiseziel natürlich interessant wegen der reizvollen Natur und des Sport- und Wanderzentrums Ruka sowie des nahe gelegenen Oulanka Nationalparks hart südlich des Polarkreises.

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Haus in Karelien

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Die Fahrt durchs südliche Lappland über Posio nach Ranua geht durch finnische „Normalgegend“, Wälder, Seen, verstreute Häuser, nur die werden weniger. Im Juni blühen in Nordfinnland – wenn auch vereinzelt – Bäume und die Birken schlagen aus. Wir haben so, im Januar in Andalusien beginnend, unsere Frühlingseindrücke deutlich verlängert.

 

Ranua soll den schönste Zoo Finnlands haben. Wir haben inzwischen schon eine Elchkuh mit Kalb in freier Natur und relativ viele Rentiere gesehen. Es war gut, Tiere Finnlands und aus anderen nördlichen Regionen Europas aus der Nähe sehen zu können. Zwei finnische Knuts waren auch dabei. Der einzige männliche Elch des Tierparks hat den Besuchern in großer Entfernung ostentativ den Rücken gezeigt.

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Muffel!

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"Knuts" im Zoo begeistern überall auf der Welt

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Rovaniemi ist die Hauptstadt und damit wirtschaftliches, administratives und kulturelles Zentrum der finnischen Provinz Lappland. Die Stadt wurde 1944/45 von der Wehrmacht stark zerstört und modern wieder aufgebaut. Die Lage am Zusammenfluss des Kemijoki mit dem Ounasjoki ist gut. Touristisch lebt die Stadt auch als Ausgangspunkt für Rundfahrten durchs Lappland und zum Nordkap. Außerdem liegt Rovaniemi hart südlich des Polarkreises (7 km vom Stadtzentrum).

Rovaniemi hat 57.500 Einwohner(13. in Finnland) und ist mit 8.015 km² die flächenmäßig größte Stadt in Europa.

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Mitternachtssonne fasziniert! Es wird nicht dunkel und bedeutet, dass die Sonne für eine gewisse Zeit nicht unter dem Horizont steht.

In Rovaniemi (66° 30’) ist Mitternachtssonne vom 06.06. – 07.07!

Es ist einfach schön, wenn kurz vor Mitternacht noch die Sonne scheint und man gewöhnt sich schnell an die ständige Helligkeit. Dabei hat die Sonne um 22 Uhr durchaus noch Kraft, um diese Zeit hatten wir am 19. Juni ca. 18° C. Das lässt die Vögel die ganze Nacht durchzwitschern, sehr schön und manchmal etwas störend zugleich.

 

 

Auf der Fahrt durch das Lappland Richtung Inari-See wiederholen und vertiefen sich die Landschaftseindrücke.

 

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Lappland

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Die Landschaft Lapplands in Finnland ist interessant anzuschauen, aber nie wirklich spektakulär im Sinne von `besonders´, denn die finnischen Seeblicke hat man allenthalben.

Was bleibt ist unendlich viel Wald, Weite, Ruhe und Einsamkeit. Man ist entweder von dieser Landschaft gefangen oder man findet sie auf Dauer langweilig. Finnland ist eben etwas für ´Outdoor-Freaks`, Angler, Wanderer, Kanuten und für Menschen, die Ruhe und Einsamkeit in schöner Umgebung suchen.

 

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Lappland

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Das Arktikum in Rovaniemi ist besuchenswert, weil es sehr gute Informationen zur Geschichte und zu den Lebensbedingungen in der Arktis gibt und die Gefährdungen dieses einzigartigen Lebensraumes durch Klimaveränderungen und über große Entfernungen wirkende Umweltverschmutzungen aufzeigt.

 

Die Landschaft in Nord-Lappland bis Ivalo verändert sich kaum, als alter Soldat hat man ständig ein TrÜb-Pl-Gefühl.

 

Saariselkä ist ein Touristenzentrum und im Augenblick eine Großbaustelle. Ivalo ist Verwaltungszentrum von Nord-Lappland und nicht interessant.

 

Da wir näher an den Inari-See heran wollen, fahren wir Richtung Nellim an der russischen Grenze. Rechts, nach Osten, geht die A 91 nach Murmansk ab (ca. 250 km). Das wäre sicher auch ein interessanter Abstecher. Wir aber fahren nach Norden zum Ort Veskoniani auf einer Inari-Halbinsel. Eine kleine Ortschaft mit Hafen und Marina, hier sind die den See befahrenden Fachleute unter sich.

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Für diesen Blick mussten wir 15 km Schotterpiste fahren

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Der Inari liegt schön, ist aufgrund der vielen (3000) Inseln nicht in voller Größe als drittgrößter See Finnlands zu bewundern, hat aber eine hügelige Waldkulisse, die dem Auge gut tut.

Viele schöne Blicke auf den See hat man auf der Strecke Ivalo-Inari. Hier lohnt es sich, gemächlich zu fahren und an mehreren der vielen Parkplätze mit Seeblick anzuhalten.

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Inari selbst ist ein nordlappisches „Kaff“. Man kann sich kaum vorstellen, dass hier das samische Parlament periodisch zusammentritt.

 

Die Mittsommerfeier haben wir verpasst, denn wie wir erst jetzt wissen, feiern die Finnen an dem Freitag, der dem 21.06. am nächsten ist, das war der 20.06.2008. Nach Aussage des Leiters des Touristenbüros haben wir aber nicht wirklich etwas verpasst, die Feiern waren auf „very low level“. Trotzdem etwas peinlich.

 

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Auf dem Wanderweg

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Die Fußwanderung von Inari durch lappländische Urnatur, teilweise am Ufer des Inari-Sees entlang, zur Wildmarkkirche Pielpajärvie war ein sehr gelungener Abschluss unserer Reise durch Finnland.

Die sehr schöne Kirche in der Wildmark, die um 1830 von einem deutschen Pfarrer gebaut wurde, der dort 49 Jahre mit seiner Familie lebte und die Gemeinde betreute, liegt wunderhübsch am See, Traumkulisse, Traumruhe, Traumerbauung.

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Die Pielpajärvie-Wildmarkkirche am Inari-See

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In Finnland waren wir 2 Wochen unterwegs und sind 3000 km, auch auf kleinen Straßen, durch das Land meandert. Wir haben einen guten Eindruck gewinnen können. Die Natur ist schön, manchmal grandios, insbesondere die Seen- und Schärenlandschaften. Insgesamt ist das Landschaftsbild aber weniger abwechslungsreich als z. B. in Schweden.

 

Die Finnlandreise hat aber nicht nur sehr schöne Natureindrücke vermittelt, sondern uns dieses noch junge aber stark wachsende EU-Mitglied im Nordosten Europas mit sehr langer Grenze zu Russland näher gebracht und unser Interesse auch an seiner weiteren Entwicklung geweckt. Wir wussten viel zu wenig über Finnland.

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Auf dem Weg nach Norwegen!

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