Minister im Praktikum
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„Minister im Praktikum“ (Aschermittwoch, 06.02.2008)

 

(Vorbemerkung: Den Beitrag zum politischen Aschermittwoch hatte ich bisher zurückgehalten. Das Interview des Generalanzeigers vom 8./9. März 2008, in dem der Minister seine Haltung bekräftigt, ein gekidnapptes Flugzeug abschießen zu lassen – ungeachtet eines anders lautenden Verfassungsgerichtsurteils – veranlasst mich nun, auch auf meiner Website erneut auf den Verteidigungsminister aufmerksam zu machen.)

 

Es ist erschreckend, wie die Medien teilweise mit dem Verteidigungsminister umgehen.

 

Da schreibt doch ein Spiegel-Journalist über den Minister unter der bezeichnenden Überschrift „Out of Erbach“ unter anderem: „Seit zwei Jahren ist Franz Josef Jung Verteidigungsminister. Er ist verantwortlich für 250000 Soldaten, 7000 davon in den Krisenregionen der Welt. Er ist verantwortlich für eine Armee im Umbruch, für Soldaten, die in den Krieg ziehen. Es gibt eine Sehnsucht nach Orientierung, es gäbe viel zu erklären, aber Jung mag nicht. Ihm fehlt entweder die Lust oder eine Idee, oder es fehlen ihm die Worte. Noch nie in der Geschichte der Republik war das Amt des Verteidigungsministers so wichtig wie heute. Aber selten war der Amtsinhaber so unsicher wie Jung.“(Der Spiegel, 11.11.07, S.32). Das bleibt natürlich nicht ganz ohne Folgen.

 

Bei einer Veranstaltung der Bundeswehr spreche ich einen Insider auf das insgesamt wenig positive und auch wenig aussagekräftige Medienecho zur Bundeswehr an. Mit Bedauern bringt der Fachmann zum Ausdruck, dass der Informations- und Pressestab zur Zeit ausschließlich damit beschäftigt ist, den Minister in den Medien gut aussehen zu lassen. Traurig fügt er dann noch an: „Aber das ist aber wohl auch wirklich nicht einfach!“

 

Dabei gibt es Chancen. In der ZDF-Sendung vom 10.10.2007„Was nun ?“ spricht die Journalistin Bettina Schausten Herrn Dr. Jung darauf an, dass er ja heute noch, nach immerhin zwei Jahren im Amt, als „Minister im Praktikum“ bezeichnet wird. Der Minister weist das als unrichtig zurück, denn er habe ja gedient und er habe als ehemaliger Obergefreiter vom ersten Augenblick im Amt an gewusst, was zu tun sei. Wer diese Antwort ein wenig im Hinterkopf bewegt, erkennt, dass der Minister auf diese absehbare Frage denkbar schlecht vorbereitet worden ist.

 

Der Minister hat auch wichtige Funktionen im Ausland wahrzunehmen. Leider erkennt nicht jeder sofort die Bedeutung des sicherheitspolitischen Vertreters der Bundesrepublik Deutschland, wie man im Spiegelartikel „Warten auf Kabila“ (Der Spiegel 40/2006, S. 122) einigermaßen befremdet nachlesen kann. Die den Minister auch begleitende Abgeordnete von der FDP soll dabei ihren sicherheitspolitischen Eindruck weniger fein zum Ausdruck gebracht haben: „Dem gehen wir am Arsch vorbei“

 

Im Zusammenhang mit der öffentlichen Wahrnehmung der verteidigungspolitischen Aufgabenerfüllung durch den Minister ist auch der Spiegelartikel „Bömble unterm Kabinettstisch“ (Der Spiegel 39/2007, S. 25) interessant. Dort heißt es: „Jung allerdings wird eine gewisse Tollpatschigkeit als mildernder Umstand angerechnet. Er gilt als blasser Minister, dem zur Bundeswehr wenig einfällt.“

 

Als ehemaliger Obergefreiter der handfesten Pioniertruppe müsste der Minister eigentlich einen natürlichen und ungezwungenen Zugang zur Truppe haben. Dieter Wonka schreibt in der Leipziger Volkszeitung vom 15.11.2006 unter der Überschrift „Wie die Mutter der Kompanie“ neben anderem: „ Irgendwie ergibt es sich von selbst: Linkisch steht der Mann auch an diesem Vormittag meist im Weg, krampfhaft um guten Eindruck bemüht. Stets dienstbereit wirkt das so, als ob Franz Josef Jung (CDU) nicht Verteidigungsminister wäre, sondern höchstens sein Fahrer. ... Merkel wirkt wie die Mutter der Kompanie. „Fahrer“ Jung, ein Meister ministerlicher Unbeholfenheit, wirkt so, als würde er der Chefin über die Schulter schauen, um zu lernen, wie man es macht, einen guten und munteren Eindruck bei den Soldaten.“ Das muss ganz sicher als Persiflage verstanden werden.

 

Es ist dem Minister zu wünschen, dass der Leiter Pressestab ihn besser aussehen lässt, der Leiter Planungsstab ihn auch dafür besser vorbereitet und der Generalinspekteur ihn hinreichend militärisch berät.

 

Das wäre auch gut für die Bundeswehr!

 

Siehe dazu auch: Ein Bild von einem Bundespolitiker, IBuK, Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt und Luftsicherheit.

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