Politgeneral
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"Politgeneral"   (08.03.2010)

 

 

Oberst Dr. Erich Vad soll gemäß Focus-online demnächst zum Brigadegeneral befördert werden. Jedem Offizier, der es verdient hat, ist eine Beförderung zu gönnen.

Der Beruf des Offiziers ist ein Führungsberuf. Beim Militär ist die Berufung des Offiziers das Führen von Soldaten. Aus dieser Berufung leitet sich auch der "Dreiklang" ab: der Offizier ist Führer, Ausbilder und Erzieher seiner Soldaten.

In der Bundeswehr hat es sich bewährt, dass militärische Führer Erfahrungen sammeln und sich bewähren müssen, bevor sie mit nächsthöherer Führungsverantwortung betraut werden. Durch dieses Prinzip werden militärische Führer über Erfahrungen und Bewährung in mehreren Verwendungen auf den Hierarchieebenen für höhere und höchste Führungsverantwortung aufgebaut. Heute gehört aus meiner Sicht hinreichende Erfahrung in der Führung von Soldaten im Einsatz zwingend dazu.

Nun sollte der Bundeskanzlerin ein militärischer Berater im Kanzleramt, dem sie besonders vertraut, gerade während des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Bombardement in Kunduz, durchaus zugestanden werden. Doch rechtfertigt das schon eine Beförderung zum Brigadegeneral?

Die Frage ließe sich mit Verweis auf die besonderen Umstände und auf die Vermeidung möglicher persönlicher Nachteile für Oberst Vad schnell beantworten, wenn die Voraussetzungen für eine Beförderung zum General gegeben wären.

Ein kurzer Blick in die Vita verdeutlicht einen sehr engen und einseitigen soldatischen Erfahrungshintergrund. Erfahrungen mit der Führung von Truppe konnte Oberst Vad lediglich als Kompaniechef von zwei Panzerkompanien in der Panzerlehrbrigade sammeln. In dieser Zeit promovierte er über den Militärtheoretiker Clausewitz, geradezu zwangsläufig zu Lasten der praktischen Erfahrung in der Führung seiner Soldaten. Seine Vorgesetzten haben dem sicher intelligenten und gut veranlagten Offizier keine Gelegenheit gegeben, ein Bataillon und eine Brigade zu führen. Vielleicht hat Herr Vad auch nicht dringend genug darum gebeten, sich auch als militärischer Führer bewähren zu dürfen. Chef des Stabes auf Brigade- oder Divisionsebene war er nicht und Einsatzerfahrung konnte Vad ebenfalls nicht sammeln. Dafür hat er umfangreiche Erfahrung auf militärpolitischen Stabsdienstposten und im Ministerium sowie im Kanzleramt machen können. Prägend und wichtig für seine Karriere war für das aktive CDU-Mitglied wohl die Zeit von 2001 bis 2006 als verteidigungspolitischer Referent der CDU-Bundestagsfraktion in Berlin.

Solche Ministerial- und Polit-Karrieren waren bisher sehr selten. Generale der Bundeswehr sollten auch in Zukunft über Truppenführungs-Erfahrung verfügen und sich nun in der Einsatzarmee Bundeswehr auch als Führer von Soldaten im Einsatz bewährt haben. Mit eng geschnittenen Schreibtisch- und Vorzimmer-Karrieren, die in Spitzenämter führen, tut die Bundeswehr sich und vor allem ihren Soldaten keinen Gefallen.

(08.03.2010)

 

 

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