Reservisten
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Reservisten
 

Ohne Reservisten geht es nicht!

  

Die Bundeswehr brauchte sie gestern, sie braucht sie heute und die Bundeswehr wird Reservisten auch morgen brauchen. Da kann man nur hoffen, dass dieser Aspekt bei der immer wieder aufkommenden Diskussion um die Allgemeine Wehrpflicht entsprechend berücksichtigt wird.

  

Die Bundeswehr brauchte die Reservisten gestern für den Aufwuchs der Mobilmachungsarmee, in deren Verteidigungsumfang 3 Reservisten hinter 2 aktiven Soldaten standen. Diese Reservisten haben einen bemerkenswerten Beitrag zur Verteidigungsfähigkeit unseres Landes geleistet.

  

Heute braucht die „Einsatzarmee“ Bundeswehr Reservisten – und die Reservistinnen sind natürlich jeweils eingeschlossen.-.hauptsächlich zur Stärkung der Durchhaltefähigkeit aber auch zur Verbesserung der Einsatzfähigkeit durch Soldaten der Reserve mit Spezialkenntnissen und Berufserfahrungen, die in der Bundeswehr nicht vorgehalten aber in Auslandseinsätzen gebraucht werden. Solche Reservisten leisten sehr gute und wichtige Arbeit und verdienen Respekt.

  

Die Bundeswehr wird sich als Einsatzarmee weiter entwickeln, Personal wird aufgrund auch der demografischen Entwicklung überall knapp und es ist abzusehen, dass die Bundeswehr auch zukünftig ähnlich eingesetzt wird wie zur Zeit. Deswegen braucht die Bundeswehr auch zukünftig leistungsbereite und leistungsstarke Reservisten. Diese Reservisten, die sich mit ihren Fähigkeiten in die Einsatzarmee treu einbringen wollen, gibt es – Gott sei Dank!

   

Die Bundeswehr braucht aber nicht unbedingt jeden Reservisten. Die Bundeswehr braucht nicht den vorwiegend an Kameradschaftserlebnissen orientierten und „älter gewordenen Pfadfinder in Uniform“. Im Einsatz wird auch der arbeitslose und in Beurteilungen als wenig leistungsfähig beschriebene aber trotzdem ständig wehrübende „Einsatzjunkie“ nicht wirklich gebraucht. Die Bundeswehr braucht auch.in der Regel nicht den Selbständigen mit schlecht gehendem Geschäft, der mit Wehrübungen auf der Grundlage des Unterhaltsicherungsgesetzes sein Unternehmen hochhält. Und die Bundeswehr kann gut auf den möglicherweise leistungsstarken aber eitlen „Visitenkarten-Reservisten“, der sich hauptsächlich in Aufwuchsstrukturen abseits der aktiven Truppe zu Hause fühlt, verzichten, denn ein guter Mittler ist er mit einer solchen Grundeinstellung ohnehin nicht. Die Bundeswehr braucht auch nicht die beorderungsunabhängigen Reservisten,die die heutige aktive Bundeswehr nicht kennen und manchmal nur schwer in ihre Uniform passen und deren Reservistenkameradschaft sich vorwiegend z.B. für Panzermodellbau sowie Schießveranstaltungen mit anschließendem feuchtfröhlichem Beisammensein interessiert. Solche Reservisten lassen die sicherheitspolitischen Veranstaltungen, die sie zur Wahrnehmung ihrer Mittlerfunktion befähigen sollen ohnehin nur als Feigenblattfunktion über sich ergehen. Ob die Bundeswehr weiter in den Reservistenverband, der die Mehrheit der zukunftsorientierten Reservisten nicht nur nicht vertritt sondern der auch von den aktiven Reservisten gemieden wird, investieren soll, muss die politische Leitung entscheiden.

   

Was die Bundeswehr braucht, ist eine neue, zukunftsorientierte Reserve, die sich mit der aktiven Truppe zusammen verändert und den zukünftigen Anforderungen angepasst wird. Und diese Anforderungen an Reservisten werden höher - weg von der Mobilmachungsorientierung, hin zur Einsatzorientierung.

   

Diese neuen Rahmenbedingungen für den Dienst als Reservist in der Bundeswehr, ihre Ausrichtung auf die wahrscheinlichen Aufgaben und die dadurch deutlich gestiegenen Anforderungen, sind in den Verteidigungspolitischen Richtlinien von 2003, in der Konzeption der Bundeswehr und in der Konzeption für die Reservisten und Reservistinnen der Bundeswehr (KResBw vom 10. September 2003) abgebildet.

   

Als die KResBw herausgegeben wurde, haben viele Parlamentarier und auch Funktionäre des Reservistenverbandes das Papier begrüßt und relativ vollmundig von „Schritten in die richtige Richtung“ gesprochen. Die KResBw ist natürlich kein Papier, das man gleich intensiv auswertet, aber von „Verteidigungs-Experten“ sollte man das schon erwarten können, bevor sie das Ganze gutheißen – insbesondere, wenn sie auch für Reservisten Verantwortung tragen wollen.

   

Als ich dann in meiner damaligen Funktion als Beauftragter für Reservistenangelegenheiten der Bundeswehr daran ging, die Verteidigungspolitischen Richtlinien und die KResBw in eine neue Reserve mit neuen Aufgaben und Strukturen umzusetzen, wurde ich vielfach angefeindet. So hat mich der damalige verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion Christian Schmidt öffentlich diffamiert als einer, der überall verkündet, „dass alle Heimatschutzbataillone plattgemacht werden sollen“. Der heutige Parlamentarische Staatssekretär hat mich damals wie einen „politischen Feind“ angegriffen und war sich nicht zu schade, mich in seiner Rolle als Vorsitzender mit einer Veranstaltung der Arbeitsgruppe Verteidigung der CDU/CSU (AGV), zu konfrontieren, die zu einem schlecht koordinierten „Reservisten-Stammtisch“ auf niedrigem Niveau umfunktioniert worden war. Einer Abgeordneten der CDU, Mitglied im Verteidigungsausschuss und auch Major der Reserve, war das erkennbar sehr peinlich, dem auch anwesenden Mitglied des Bundestages, Oberst der Reserve und Vorsitzender des Reservistenverbandes, hat dieser würdelose Termin nicht erkennbar missfallen. Das nur als markantes Schlaglicht auf eines von vielen Erlebnissen solcher Art.

   

Ganz offensichtlich waren doch verhältnismäßig viele politisch Verantwortliche und auch Reservisten eher von verteidigungspolitischen Gefühlen getragen als am sicherheitspolitischen Kalkül orientiert und wollten nicht einsehen, dass die transformierte Bundeswehr unter den Bedingungen freiwilliger Beorderung nicht Aufwuchsstrukturen erhalten und finanzieren kann, die weder zeitgerecht aufwachsen noch der Auftragserfüllung der neuen Bundeswehr dienen. Man war vielfach nicht bereit umzudenken, eine konsequente Neuausrichtung hin zu einer einsatzorietierten Reserve mitzutragen und dazu die Reserve im Gleichschritt mit der aktiven Truppe zu verändern. Die Gewährleistung des Wohlbefindens und die Befriedigung des Heimatgefühls von Reservisten hingegen waren keine hinreichende sicherheitspolitische Begründung für das Erhalten nicht zukunftstauglicher Strukturen. Auch Reservisten müssen konkret zur Auftragserfüllung der Bundeswehr beitragen. Dazu muss das Potenzial der Reservisten konsequent zur Ergänzung der Fähigkeiten der aktiven Truppe genutzt werden. Das geht am besten durch eine integrierte Reserve. Erfreulicherweise gibt es inzwischen genug Reservisten, die das auch so sehen, bei allem verständlichen Schmerz über die Auflösung „ihres alten Bataillons“.

   

Die Lektüre des Informationsdienstes für Reservisten und Reservistinnen I/2007 ist dann erfreulich. Es wird deutlich, dass die Bundeswehr den rückwärtsorientierten Vorstellungen von Teilen der Führung des Reservistenverbandes und des Beirates für Freiwillige Reservistenarbeit nicht gefolgt ist, sondern auf der Grundlage der VPR, KdB und KResBw Kurs gehalten hat. Die Planungen für die freiwillig beorderten Reservisten der Personal- und Verstärkungsreserve orientieren sich – wenn man von den wenigen nichtaktiven „Konzessionstruppenteilen“ bei Heer, Luftwaffe und Streitkräftebasis absieht – am erweiterten Aufgabenspektrum der Bundeswehr. Insbesondere die territoriale Neuausrichtung der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) durch ein Netz von 31 Bezirks- und 426 Kreisverbindungskommandos, die ausschließlich durch Reservisten besetzt sind, schafft sehr gute Voraussetzungen für einen zukunftsorientierten, verantwortungsvollen Einsatz leistungsstarker Reservisten in der so wichtigen aktiven Mittlerrolle zwischen Bundeswehr und Gesellschaft. Gleichzeitig werden so die Voraussetzungen für einen effektiven Einsatz der Bundeswehr in Katastrophen- und besonders schweren Unglücksfällen auf der Basis des Grundgesetzes optimiert.

   

Die Reservisten, die sich als Personalreserve der Herausforderung stellen, fehlendes Personal in der aktiven Truppe zu kompensieren oder temporär erhöhten Bedarf zur Steigerung der Durchhaltefähigkeit aktiver Truppenteile und Dienststellen zu decken, werden in diese anspruchsvollen Aufgaben hineinwachsen und in der aktiven Truppe eine soldatische Heimat finden, in der sie sich wohlfühlen können.

   

Reservisten, die sich neben ihrem meist fordernden Beruf in die Streitkräfte mit ihren Fähigkeiten engagiert einbringen und zur Auftragserfüllung der Bundeswehr beitragen, verdienen die Anerkennung aller Staatsbürger und den Respekt der Staatsbürger in Uniform. Ich habe in meiner langen aktiven Dienstzeit sehr viele herausragende und beeindruckende Reservistenpersönlichkeiten kennenlernen dürfen, die sich als Patrioten aufopferungsvoll und erfolgreich in den Dienst der Bundeswehr gestellt haben.

   

Diese Reservistenpersönlichkeiten gibt es auch heute und es wird sie zukünftig geben. Die Bundeswehr braucht diese leistungsstarken Bürger zukünftig als „Teilzeitprofis“ mit festen Standbeinen im zivilen Berufsleben wie im militärischen Bereich, um die schwieriger und anspruchsvoller werdenden Aufgaben erfolgreich bewältigen zu können.

   

Ohne Reservisten geht es auch in Zukunft nicht!

  

 

(14.Januar 2008)


 

 

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