Strahlend-traurige Figur
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Strahlend-traurige Figur (26.03.2010)

 

Wie immer ist das, was Ex-Verteidigungsminister Jung von sich gibt, halbwahr, unwahr oder schlicht falsch. Ein Oppositionspolitiker sagte dann auch, Jung habe „seinem Ruf Ehre gemacht, Experte im Schweigen und Verschweigen zu sein“. Besonders schlimm ist dabei, dass sich Jung tatsächlich keiner Schuld für Fehlinformationen und das Informationschaos nach dem Luftschlag bewusst zu sein scheint, anders ist sein strahlender Auftritt nicht zu verstehen. Schon deswegen ist dieser strahlend-tragische Politiker eigentlich nicht der Mühe wert. Eine seiner Unwahrheiten vor dem gestrigen Untersuchungsausschuss soll trotzdem genauer betrachtet werden.

Jung sagte Medien zu Folge, er halte die damalige Entscheidung für den Luftangriff für nachvollziehbar. „In der Situation, in der Klein stand, hatte er keine andere Handlungsalternativen.“ Abgesehen von der Grammatik des wörtlichen Zitats ist die Aussage schlicht falsch, denn zumindest hatte der damalige Kommandeur des PRT Kunduz die Alternative, die Tanklastzüge nicht zu bombardieren, weil sie ja festgefahren waren.

Wenn man formulieren würde "In der Situation, in der Klein stand, hatte er zu wenige Handlungsalternativen." käme man der Wahrheit schon sehr viel näher und würde der schwierigen  Entscheidungssituation vor Ort gerechter.

Zum Zeitpunkt der Entscheidung hatte der Kommandeur gemessen an Auftrag und Lage grundsätzlich zu wenig Kampftruppe, und schon überhaupt nicht vor Ort verfügbar. Auch deswegen hat er offenbar keine Aufklärung angesetzt und hatte keine „Feindberührung“. Die Möglichkeiten technischer Aufklärung waren eingeschränkt. Die zahlenmäßig zu geringen Kampftruppen litten außerdem unter Ausrüstungsmängeln. Die unzureichende Verfügbarkeit von zum Einsatz unter kriegsähnlichen Bedingungen richtig ausgerüsteten Kampftruppen war dann sicher auch ein Grund, nicht sofort nach dem Luftschlag Aufklärung anzusetzen, um sich einen genauen und sachgerechten Überblick über die konkrete Lage am Ort des Geschehens zu verschaffen. Und ohne einen solchen sachgerechten Überblick über die konkrete Lage nach dem Bombardement, sind hinreichend sachgerechte Informationen auch nicht zeitgerecht verfügbar.

Die „Situation, in der Klein stand…“ ist also zu großen Teilen verursacht durch Jungs hartnäckige Weigerung, die Situation der Bundeswehr in Afghanistan als "Krieg" zu bezeichnen, die daraus resultierende unzureichende und zu wenig zutreffende Information des Bundestages und der Öffentlichkeit, die damit zusammenhängende unzureichende oder erfolglose Forderung des für Einsätze der Bundeswehr damals zuständigen Generalinspekteurs Schneiderhan nach lageentsprechender Verstärkung mit kriegstauglich ausgerüsteten Kampftruppen und durch die unzureichend verantwortungsbewusste Sicherheitspolitik des Auftragsgebers Bundestag im Hinblick auf die Erfüllbarkeit des Auftrages in Afghanistan. Wenn militärische Führer unter kriegsähnlichen Bedingungen zu wenige Handlungsalternativen haben, wirkt sich das nachteilig auf erfolgreiche Auftragserfüllung und die Sicherheit der eingesetzten Truppe aus.

Wenn sich der Deutsche Bundestag, der Verteidigungsausschuss und der Kunduz-Untersuchungsausschuss mehr um die Sache in Afghanistan kümmern würden als um parteipolitisch orientierte „Grabenkämpfe“ und „Schlammschlachten“, wäre der Bundeswehr und Afghanistan gedient.

 

(26.03.2010)

 

 

 

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