Terrorismus
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Große und kleine Siege der Terroristen   (28.12.2009)

 

 

Der Anschlag vom 11. September 2001 in New York war ein großer Sieg des internationalen Terrorismus, denn den USA wurde deutlich gemacht, dass „Krieg“ nicht nur durch Interkontinentalraketen das amerikanische Territorium erreichen kann sondern auch durch Terror und asymmetrische „kriegerische Aktionen“. Die Weltöffentlichkeit wurde geschockt und auf die Dimension und „Leistungsfähigkeit“ des organisierten Terrorismus aufmerksam gemacht. Die Welt wurde durch den Anschlag 9/11 verändert, die Terroristen haben ihre Ziele erreicht.

Die USA haben diese Herausforderung angenommen und dem Terrorismus mit ungeheurem personellem und finanziellem Aufwand und unter starken Einschränkungen der Freiheit und der Persönlichkeitsrechte, nicht nur der amerikanischen Bürger, den „Krieg“ erklärt. Dieser „Krieg“ wird inzwischen international geführt und es zeichnet sich trotz immenser Anstrengungen kein Sieg über den internationalen Terrorismus ab. Im Gegenteil, Anschläge und Anschlagsversuche in Madrid, London oder Köln führen der Welt ihre Verwundbarkeit immer wieder vor Augen - in Afghanistan erstarken die Taliban und behindern die internationale Staatengemeinschaft beim Wiederaufbau dieses von Krieg und Terror geschundenen Landes. Und das sind nur einige wenige Beispiele groß angelegten Terrors. Siegreich sind bisher die Terroristen!

Aber nicht nur die großen Siege machen den Erfolg der Terroristen aus sondern auch die tagtäglichen kleinen Siege.

Wenn man in Berlin vom Brandenburger Tor kommend die wunderschöne Straße Unter den Linden Richtung neue Wache entlang geht, hat man ein in diesem Teil der Stadt über Jahrzehnte unbekanntes Freiheitsgefühl. Aber schon nach einigen Schritten schaut man nach rechts in eine Seitenstraße und erkennt Straßensperren, Polizei und Sicherheitspersonal mit Maschinenwaffen und Personenkontrollen – die britische Botschaft. Hier kann man sich im jetzt auch freien Teil Berlins alles andere als frei bewegen.

Einige Schritte weiter schaut man nach links in eine Seitenstraße und sah bis vor kurzem ein noch markanteres Bild der geschilderten Szene – die ehemalige amerikanische Botschaft. Die Freizügigkeit der Menschen ist auch hier stark eingeschränkt. Ein kleiner Sieg des Terrorismus.

Das sind nur zwei von vielen augenfälligen Beispielen der Beeinträchtigung unserer Lebensqualität unter den Bedingungen von Frieden und Freiheit. An viele andere unterschwellige, verdeckte oder auch offene Beeinträchtigungen haben wir uns inzwischen gewöhnt und nehmen sie im Hinblick auf überall mögliche Terroranschläge mehr oder weniger klaglos und ängstlich hin. Sicherheitschecks auf Flughäfen, videoüberwachte U-Bahn-Stationen, Rasterfahndung, Vorratsdatenspeicherung oder Beeinträchtigung der Persönlichkeitsrechte andere Art. Dabei wissen wir alle, dass es gegen Terror keine hundertprozentige Sicherheit gibt sondern nur ein relativ vager Schutz aufgebaut werden kann, insbesondere gegen Selbstmordattentäter.

Und dann wird um Weihnachten ein Anschlag auf den Northwest Airlines-Flug 253 von Amsterdam nach Detroit durch beherztes Eingreifen von Passagieren und wegen der offensichtlich eingeschränkten Professionalität des Attentäters verhindert. Zu welchen Ergebnissen die Untersuchungen auch kommen mögen, trotz der Vereitelung des Anschlages kann der internationale Terrorismus einen weiteren kleinen Sieg verbuchen. Die Weltöffentlichkeit ist erneut alarmiert und hat Angst, die Sicherheitsmaßnahmen werden reflexartig und nahezu paranoid zu Lasten von unbescholtenen Menschen verschärft, ohne das Ergebnis der Untersuchung von Ursachen für ein wohl peinliches Pannen-Paket im US-Sicherheitssystem und von Sicherheitslücken auf dem Flughafen Amsterdam abzuwarten und ohne dadurch die Sicherheit gegenüber dem in weiten Teilen unberechenbaren Terror zu erhöhen. Der Ruf nach verschärften Sicherheitsgesetzen wird überall laut vernehmbar und in den USA nutzen die Republikaner den Vorfall für innenpolitisch motivierte persönliche Attacken auf Präsident Obama. Eine kleine aber gefährliche Ursache mit großer internationaler Wirkung, die Terroristen haben ihre Ziele auch ohne Tote und Verletzte erreicht.

"Der Terror meldet sich zurück", meint dazu der Bonner GENERAL-ANZEIGER und warnt:

"Er ist jederzeit möglich - auch bei uns. Jetzt werden die Sicherheitskontrollen noch einmal verschärft. Das Murren der Passagiere darüber wird nicht ausbleiben. Doch was ist eine Stunde Warten?" Das ist ein ziemlich typischer, kleinteiliger Kommentar.

Man muss hier doch die Frage stellen: Was ist das Ziel, was ist das Ergebnis, was lohnt diese Stunde Warten? Wenn gegen unberechenbare Selbstmordattentäter nur ein eingeschränkter und unbestimmbarer Sicherheitsgewinn möglich ist, dann müssen wir auch die Frage beantworten, ob der große und ggf. größer werdende Verlust an Freizügigkeit, Geld und Zeit sowie weitere Beschränkungen der Persönlichkeitsrechte tatsächlich gerechtfertigt sind. Wir sollten uns darüber klar werden, dass alle weiteren Maßnahmen über die derzeitigen Sicherheitsbemühungen hinaus weitere tagtägliche kleine Siege der Terroristen über unsere westliche Lebensart in Frieden und Freiheit zur Folge haben.

Deswegen sollten die geltenden Sicherheitsregeln beachtet und möglichst pannenfrei und lückenlos angewandt werden. Die Terroristen sollte man genau beobachten und wenn immer möglich unschädlich machen. Beachten sollten wir Terroristen nicht.

(28.12.2009)

 

 

 
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